Brauchst du frische Inspiration fürs Gebet in deinem Hauskreis? Gebetszeiten in der Kleingruppe lassen sich sehr abwechslungsreich gestalten – zum Beispiel mit dem Vaterunser als Anleitung.
Jeder, der schon länger im Glauben unterwegs ist, weiß, wie wichtig das Gebet ist. Es ist der Schlüssel, um in uns geistliche Visionen zu wecken, Wünsche wahr werden zu lassen oder uns durch schwere Zeiten zu tragen. Ganze Organisationen und christliche Werke sind durch Gebet entstanden und es verändert sogar die Geschichte: Manche sagen, dass Deutschland aufgrund der Gebete zu unserem starken Gott wieder geeint wurde (so zum Beispiel der evangelische Theologe und Journalist Egmond Prill am 9. November 2019). Und nicht zuletzt ist es Gespräch und Beziehungspflege mit unserem Herrn.
Doch Gebet fühlt sich nicht immer wie ein Siegeszug an. Besonders in Gemeinschaft kann ein Gebetstreffen schnell zäh, anstrengend oder langatmig werden. Trotzdem ist es wichtig dranzubleiben. Jesus fordert uns auf: „Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein“ (Mk 11,17). Unser Ziel ist es, eine erfrischende und abwechslungsreiche Gebetszeit zu gestalten – auch in der Kleingruppe.
Was genau ist beten?
Beten bedeutet, mit Gott zu sprechen – in jeder Form des Austauschs mit ihm. Es geht nicht darum, möglichst viele Worte zu machen oder leere Phrasen zu wiederholen. Viel wichtiger als die Quantität ist die Qualität unseres Gebets (vgl. Mt 6,7).
Gebet beinhaltet unter anderem Lob, Dank, Flehen und Bitten. Es geht nicht nur um persönliche Anliegen, sondern auch darum, für andere einzutreten. In einer Gebetsgemeinschaft kommen wir gemeinsam vor Gott und bitten ihn um sein Eingreifen.
Wie wir beten sollen, lehrt uns Jesus im Vaterunser (vgl. Mt 6,9-13). Schon der Name „Vater unser“ dieses wohl bekanntesten Gebetes zeigt: Es ist für die Gemeinschaft gedacht, nicht nur für das persönliche Beten im Verborgenen (vgl. V. 6). Dabei bietet es uns eine Art Anleitung, wie wir beten sollen.
- „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name”: Mit Lobpreis beginnen – Gott ehren
Wir richten bewusst unseren Blick weg von den Sorgen des Alltags und hin zu Gott – wer er ist und was er tut. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Lobpreis: Wir nehmen uns Zeit, Gott gemeinsam mit Musik zu loben und auf sein Wesen zu schauen.
- „Popcorn-Gebet”: Einer nach dem anderen sagt spontan (wie „aufpoppendes Popcorn“) eine Sache, für die er dankbar ist oder wo er Gott erlebt hat.
- Mit den Namen Gottes beten: „Du bist Jahwe Jireh – ich habe dich als Versorger kennengelernt“, als ein Beispiel.
Hier einige weitere Namen Gottes als Inspiration für diese Form von Gebet:
- El Schaddai – Gott, der Allmächtige (1 Mose 17,1; 43,14)
- Ba’al-Perazim – Herr der Durchbrüche (2 Sam 5,20)
- Jahwe Ro’i – der Herr, mein Hirte (Ps 23,1; Joh 10,11.14)
- Jahwe Zebaoth – Herr der Heerscharen (1 Sam 1,3)
- Jahwe Jireh – der Herr, der versorgt (1 Mose 22,14)
- Jahwe Rapha – der Herr, der heilt (Ps 103,3)
- Jahwe Schalom – der Herr ist Frieden (Phil 4,9)
- Jahwe Zidkenu – Herr der Gerechtigkeit (2 Kor 5,21)
- Jahwe Schammah – Der Herr ist hier (2 Kor 6,16)
- „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“: Gottes Willen suchen
An dieser Stelle legen wir unsere eigenen Wünsche nieder und unterstellen uns Gottes Willen. Wir nehmen uns bewusst Zeit, auf seine Stimme zu hören. Denn Gott weiß, was wirklich gut für uns ist. Doch wie erkennen wir seinen Willen?
- Gottes Wort: In der Bibel offenbart Gott seinen Willen und seine Pläne. In deiner Vorbereitung kannst du eine oder mehrere Bibelstellen heraussuchen, die dies verdeutlichen. Denn Jesus nennt uns nicht mehr Knechte, sondern Freunde – und als Freunde gibt er uns Einblick in seine Pläne (vgl. Joh 15,15).
- Meditatives oder prophetisches Gebet: Falls du keine Bibelstelle vorbereitet hast, kannst du auch den Raum für Gottes Reden öffnen. Nehmt euch als Gruppe fünf Minuten Zeit in Stille auf Gottes Stimme zu hören. Danach tauscht ihr euch aus, was Gott euch aufs Herz gelegt hat. Oft kristallisiert sich dabei eine Bibelstelle oder eine Richtung für den nächsten Schritt (siehe 3.) heraus.
- „Unser tägliches Brot gib uns heute”: Fürbitte – gemeinsam für Anliegen beten
Nachdem wir Gottes Anliegen erkannt haben, können wir das im Gebet zu unserem Anliegen machen und unser Herz davon berühren lassen. Bei der Fürbitte können wir aber auch eigene Bitten vorbringen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- In Kleingruppen (2-4 Personen): Wir beten im Kreis reihum oder nach einer spontanen Reihenfolge oder im „Sturmgebet“ (alle beten gleichzeitig, eine Person schließt ab).
- Gebet im Gehen: Zwei bis drei Personen gehen nebeneinander und beten. Das hilft besonders, wenn jemand müde oder träge geworden ist, oder eignet sich draußen in freier Natur.
- Landkarten-Gebet: Wenn wir für eine bestimmte Region beten wollen, kann eine Karte hilfreich sein. Bei einem Stadtgebet könnten beispielsweise alle Krankenhäuser, Schulen etc. markiert sein – jeder legt seinen Finger auf einen Ort und betet gezielt dafür.
- Gebetsspaziergang: Wir können durch unsere Stadt, unseren Stadtteil oder unser Dorf gehen und für bedeutende Orte wie das Rathaus oder Schulen beten. Vor-Ort-Gebet hilft, sich stärker mit den Anliegen zu verbinden.
- Gebetsstationen: Falls du als Leiter mehr Zeit zur Vorbereitung hast, kannst du verschiedene Stationen aufbauen. Jede Station behandelt ein Unterthema (beispielsweise, indem du Stichpunkte und passende Bibelstellen dazu aufschreibst oder das Unterthema optisch greifbar machst), für das 5-10 Minuten gebetet wird. Dann geht es zur nächsten Station.
- Gebetsbriefe: Die Teilnehmer schreiben sich gegenseitig Briefe mit ermutigenden Worten und Bibelversen.
- „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen”: Buße tun und Gottes Gnade annehmen
Zum Abschluss sollten wir uns bewusst Zeit nehmen, um unser eigenes Herz zu prüfen. Wir sind nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Wir können uns in Zweiergruppen oder in der großen Runde Zeit nehmen, um Sünden zu bekennen. Doch das Wichtigste ist, uns daran zu erinnern, dass Gott uns vergibt und wir seine Gnade neu annehmen dürfen (vgl. 1 Joh 1,9).
Bleibt kreativ und flexibel!
Die hier vorgestellte Struktur ist ein Vorschlag – du als Leiter kannst sie anpassen oder einzelne Gebetsarten flexibel verwenden, je nachdem, was Gott dir oder euch als Gruppe aufs Herz legt oder wie sich die Gebetszeit entwickelt. Es finden sich außerdem noch viele weitere inspirierende Gebete direkt in der Bibel (vgl. beispielsweise Eph 3,14-21).
Das Wichtigste ist: Bleibe als Leiter und bleibt als Gruppe am Gebet dran! Denn ein starkes Gebetsleben kann nicht nur dein eigenes Herz und die geistliche Atmosphäre in deinem Hauskreis verändern, sondern auch deine Gemeinde und dein Umfeld.