Schnell kann es in einer Kleingruppe so vertraut und gemütlich werden, dass wir uns von Jesus nicht mehr rufen lassen. Mirjam Lander (Kirche für Düsseldorf) hat Tipps für Leiter, die ihren Hauskreis aktiv weiterentwickeln wollen.
In unserer Kirche sagen wir immer, wir sind nicht eine Kirche mit Kleingruppen, sondern eine Kirche aus Kleingruppen. Kleingruppen sind für uns einer der Grundpfeiler, auf dem wir Kirche aufbauen. Gleichzeitig haben wir große Erwartungen und hohe Ansprüche, die Kleingruppen alle erfüllen sollen: Gemeinschaft pflegen, seelsorgerlich wirken, Wachstum ermöglichen, in innere Freiheit führen, Jüngerschaft trainieren. Das alles zu jonglieren, bringt einige Herausforderungen mit sich.
Wie schaffen wir es als Kleingruppe, nicht nur dabei stehenzubleiben, dass wir die soziale Komponente abdecken, sondern uns als ganze Kleingruppe weiterzuentwickeln und einen nächsten Schritt zu gehen? Was unterscheidet unsere Kleingruppe von einem Kegelclub oder Stammtisch? Dafür muss die Richtung klar sein, in die wir uns bewegen wollen.
Kleingruppen haben bei uns drei Werte: UP – IN – OUT. Diese Werte schaffen einen Rhythmus für unsere Gruppe – mit ihrer Hilfe geben wir dem Heiligen Geist Raum, um unser Leben zu verändern, und orientieren uns als Gemeinschaft gleichzeitig an unserem Auftrag. Weil Gott sich im Evangelium nach uns ausgestreckt hat, wollen wir uns nach ihm ausstrecken (UP), wollen zueinander wachsen (IN) und uns ausstrecken nach anderen (OUT), um die Hände und Füße von Jesus hier auf der Erde zu sein. So wie es Jesus unmittelbar vor seiner Himmelfahrt sagte: „Aber ihr werdet Kraft empfangen (UP), wenn der Heilige Geist auf euch (IN) gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen (OUT) sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde” (Apg 1,8).
UP: Raum schaffen für Gott-Momente
Als Leiter oder Leiterin ist es deine Aufgabe, deiner Kleingruppe dabei zu helfen, Möglichkeiten der Gottesbegegnung zu schaffen; das kann durch Bibellesen (hier findest du Tipps zum Bibelstudium und zur Lectio Divina) oder Worship sein, oder indem ihr einander mit dem ermutigt, was ihr im Glauben erlebt oder erkannt habt. Gebt Raum für echte Gott-Momente.
IN: Beziehungen leben und gemeinsam wachsen
In der Kleingruppe Beziehungen zu leben ist für viele die leichteste Aufgabe, es nimmt häufig aber auch am meisten Zeit in Anspruch. Die Gefahr besteht, dass die anderen beiden Werte weniger gelebt werden und zu kurz kommen. Klar: Wir wollen Menschen lieben und für sie da sein und das ist wichtig! Aber wir wollen da nicht stehenbleiben, sondern neue Menschen willkommen heißen und das Evangelium nach außen tragen. Oder anders gesagt: Tu mit Menschen, die du gerne magst, Dinge, die du gerne tust – um mit Jesus einen nächsten Schritt zu gehen.
OUT: Den Auftrag nicht aus dem Blick verlieren
Als Kleingruppe sind wir nicht dazu berufen, uns auszutauschen und wieder auszutauschen und wieder …, sondern wir haben einen klar definierten Auftrag: „Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und lehrt alle Völker: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende” (Mt 28,18-20).
Dieser Missionsbefehl richtet sich nicht nur an uns als Kirche oder Einzelpersonen, sondern wir können auch als Kleingruppe oder Hauskreis spürbar etwas in unserer Umgebung verändern: indem wir beispielsweise Nachbarn in die Kleingruppe einladen, uns bei Festen, Veranstaltungen oder Events in unserer Umgebung einbringen oder bei der „Tafel” in unserem Ort mithelfen.
Wir haben als Kleingruppe einen Auftrag, dem Evangelium gemäß zu leben und einen Unterschied im Leben der Menschen um uns herum zu machen. Wenn das zu unserem Lebensstil wird, machen wir auch die Erfahrung, dass Menschen mit der guten Botschaft von Jesus erreicht werden und sich entscheiden, ihm nachzufolgen. Davon bin ich überzeugt.
UP – IN – OUT: Wachsen in allen drei Dimensionen
Natürlich wollen wir als Kleingruppenleiter den Teilnehmern unserer Gruppe helfen, in all diesen Dimensionen zu wachsen. Ich bin zuletzt wieder über diesen Satz gestolpert: „Gott liebt dich genauso, wie du bist, aber zu sehr, um dich so zu lassen.“ Wie schön ist es, dass wir nichts leisten und uns seine Liebe nicht verdienen müssen! Und doch will Gott nicht, dass wir in unseren Schwächen oder Sünden steckenbleiben. Er verändert uns Schritt für Schritt, damit wir immer mehr zu den Menschen werden, die er in uns sieht. Darin sind wir nicht allein: Gott arbeitet an uns und mit uns!
Deshalb solltest du immer wieder danach fragen: Welchen nächsten Schritt sollten einzelne Personen in deiner Gruppe gehen? Wie kannst du ihnen als Leiter, als Leiterin dabei helfen? Ein solcher Schritt könnte für eine Person zum Beispiel sein, dass er oder sie den Gottesdienst deiner Kirche oder Gemeinde besucht, eine Kontaktkarte ausfüllt oder am Next-Steps-Kurs deiner Kirche teilnimmt (oder auf welchem Weg ihr sonst Menschen in eurer Kirche integriert).
Natürlich sollten wir alle auch nächste Schritte auf geistlicher Ebene verfolgen – das könnte zum Beispiel sein: eine Entscheidung für ein Leben mit Jesus zu treffen, sich taufen zu lassen, eigene Gaben und Berufung zu entdecken, in einem Team mitzuarbeiten, selbst eine neue Kleingruppe zu starten (oder auf anderen Wegen aktiv zu werden und im eigenen Umfeld positive Veränderungen zu gestalten).
Wachstum ist auch ein Thema für die Kleingruppe als Ganzes
Dasselbe gilt auch für unsere Kleingruppe. Gott liebt uns als Leiter und er liebt unsere Kleingruppe, aber er liebt uns zu sehr, um uns so zu lassen, wie wir sind. Deshalb möchte ich dich als Leiter auch ermutigen zu fragen: Welchen nächsten Schritt sollte deine Kleingruppe, dein Hauskreis als ganze Gruppe gehen? Wie kannst du deine Gruppe dahin leiten?
Wachstum ist ein Zeichen dafür, dass Vision und Kultur gelebt und Strukturen verstanden werden. Gute Leiter bewegen Menschen. Wachstum kann bedeuten, dass die Gruppe größer wird, sich Menschen persönlich weiterentwickeln, neue Leiter gefunden werden oder die Dynamik, der Zusammenhalt und die Atmosphäre sich verbessern. Als Leiter dürfen wir lernen, die Menschen in unserer Kleingruppe nicht nur schlicht als „Teilnehmer” wahrzunehmen, sondern das Potenzial in jedem Einzelnen zu entdecken, in sie zu investieren und sie je nach Begabung so zu fördern, dass sie selbst zu neuen Leitern werden.
Multiplikation: In neue Leiter investieren
Als Kleingruppenleiter tragen wir nicht nur die Verantwortung, unsere Gruppe geistlich zu leiten, sondern wir haben auch die Aufgabe, neue Leiter hervorzubringen. Jesus selbst hat nicht nur gelehrt, sondern Jünger ausgebildet, die wiederum andere befähigt haben. Das bedeutet, dass wir bewusst Menschen in unserer Gruppe ermutigen, ihre Gaben zu entdecken und Verantwortung zu übernehmen. Vielleicht gibt es jemanden, der ein besonders offenes Herz für Menschen hat, eine Leidenschaft für Predigt und geistliche Lehre oder Freude daran, andere zu ermutigen. Indem wir diesen Personen kleine Aufgaben anvertrauen – sei es ein Treffen zu moderieren, ein Gebet zu sprechen oder ein Thema vorzubereiten – helfen wir ihnen, in ihre Berufung hineinzuwachsen.
Ein starkes Merkmal einer gesunden Kleingruppe ist, wenn aus ihr neue Leiter und sogar neue Gruppen hervorgehen. Denn das bedeutet, dass wir dort nicht nur Gemeinschaft pflegen, sondern auch Vervielfältigung (Multiplikation) ermöglichen – und damit genau das tun, was Jesus uns vorgelebt hat.
Den nächsten Schritt wagen
Es ist leicht, sich in der Vertrautheit einer Kleingruppe, eines Hauskreises wohlzufühlen und in der Routine steckenzubleiben. Doch Jesus ruft uns immer weiter. Wachstum geschieht, wenn wir mutig den nächsten Schritt gehen – als Einzelne und als Gruppe. Was ist der nächste Schritt für dich und deine Kleingruppe? Solltest du eine Person bewusst fördern, damit sie Leitungsverantwortung übernimmt? Oder ist es dran, eine weitere Gruppe zu starten? Seht ihr euch gerufen, einen praktischen Dienst in der Kirche oder eurer Nachbarschaft zu übernehmen?
Gott liebt dich und deine Kleingruppe genauso, wie ihr seid – aber er liebt euch zu sehr, um euch so zu lassen, wie ihr seid. Deshalb: Bleibt nicht stehen, sondern lasst euch von ihm weiterführen!