Die Bibel in der Kleingruppe studieren – so geht’s!

Gemeinsam in Gottes Wort eintauchen 

Gemeinsam in Gottes Wort eintauchen? Na klar! Damit effektives Bibelstudium gelingt, haben wir 5 wertvolle Tipps für euch.

Gott spricht. Gott teilt sich uns Menschen mit und möchte uns begegnen. Die Bibel berichtet davon und als Christen glauben wir, dass Gott sich darüber hinaus ganz persönlich in den Worten der Heiligen Schrift offenbart hat. Wer die Worte des Heiligen Geistes hören möchte, der muss die Bibel lesen (vgl. 2 Tim 3,16)!

Deshalb lohnt es sich, auch mit deiner Kleingruppe oder deinem Hauskreis in Gottes Wort einzutauchen und zu studieren, was er sagt. Aber wie macht man das praktisch? Wie kann man schwierige Bibelpassagen interpretieren und wie arbeitet man die Kernbotschaften eines Textes oder Bibelbuches heraus? Bevor es praktisch wird, möchte ich kurz mit dir über die Bedeutung und das Wesen der Bibel nachdenken.

 

Warum die Bibel so wichtig ist

Bist du dir bewusst, dass der Schöpfer der Welt sich dir (und deiner Kleingruppe) ganz persönlich mitteilen möchte? In seinem Wort offenbart er uns seinen Charakter, eröffnet uns den Sinn des Lebens, zeigt uns, wer wir sind und was er mit uns vorhat. Die Worte der Bibel sind Gottes Worte. Weil dem so ist, verdient die Bibel unsere ganze Aufmerksamkeit. Sie ist die höchste Autorität in Leben und Lehre der christlichen Kirche. Die Bibel hat die Kraft, das Leben der Teilnehmer deiner Kleingruppe für immer zu verändern. Dabei machen wir jedoch kein totes Buch zum Götzen (verehren es also nicht als Gegenstand), denn es sind die Worte des lebendigen Gottes, die wir in der Bibel lesen. Wenn wir also etwas über Gott wissen wollen oder seinen Willen erkennen wollen, dann gibt es nur eine Quelle: die Bibel! Alles muss an diesem einen Wort Gottes gemessen werden.

Diese grundlegenden Wahrheiten über die Bibel sind keine Theorie. Sie sind das Fundament und der Garant für das effektive Bibelstudium in deiner Kleingruppe.

 

Wie die Bibel entstanden ist

Wer die Bibel liest, merkt, dass die 66 Bücher der Bibel nicht einfach vom Himmel geplumpst sind. Die Schriften des Alten und Neuen Testaments wurden von menschlichen Autoren verfasst, die mit ihren Überlegungen und in unterschiedlichen Stilen literarische Meisterwerke hervorbrachten. Die Bibel ist also auch Menschenwort. Wie passt das zu dem, was ich vorhin gesagt habe? Schauen wir in die Bibel: Vor allem 2. Timotheus 3,16 und 2. Petrus 1,20-21 machen den Selbstanspruch der biblischen Schriften deutlich. Die Autoren der biblischen Texte wurden durch den Heiligen Geist geleitet und ihre niedergeschriebenen Worte sind die inspirierten Worte des Heiligen Geistes. Ja, die Bibel ist Menschenwort – und zugleich ist alles an ihr zuverlässig und ganz das heilige Wort Gottes.

 

5 Tipps für die Praxis

Steigen wir jetzt ein in die Praxis: Wie kannst du Gottes Wort effektiv mit deiner Kleingruppe studieren und wie kann das Gelesene praktisch umgesetzt werden? Die folgenden fünf Punkte können dabei helfen.

1 Gebet: Sprecht mit Gott

Vergesst vor lauter Wissenseifer nicht, mit dem Autor der Bibel zu reden! Gott spricht in der Bibel zu dir und zu euch. Eine Konversation wird langweilig, wenn sie einseitig geführt wird. Antwortet ihm auf das, was ihr gelesen habt, und bittet ihn, dass er euch durch den Heiligen Geist hilft, das Gelesene besser zu verstehen. Das Nachdenken über Gott und sein Wort darf nie zu einer bloßen intellektuellen Beschäftigung werden. Gott hat sich uns mitgeteilt – nicht damit wir an ihm vorbei denken, sondern damit wir die Gemeinschaft mit ihm suchen. Bei jedem Bibelstudium steht immer er im Zentrum.

Das Studieren und Nachsinnen über Gottes Wort wird immer wieder in der Bibel thematisiert und gefordert. Dieses Nachsinnen soll aber immer die Gemeinschaft mit Gott und seine Ehre zum Ziel haben, denn dies ist auch Sinn und Ziel unseres Lebens als Christen (vgl. Eph 1,12). Das Gebet, die Gemeinschaft mit Gott, ist also zentral für jedes Bibelstudium. Er wird uns durch sein lebendiges Wort antworten.

2 Einleitende Fragen beantworten

Nach dem Gebet könnt ihr euch ganz in den Bibeltext eingraben. Dabei gilt: Du und die Teilnehmer solltet immer das ganze Bibelbuch auch am Stück durchgelesen haben, das ihr in der Kleingruppe studiert. Dann kennt ihr den ungefähren Aufbau und die Inhalte des Buchs.

Dann solltest du die einleitenden Fragen klären: Wer ist Autor des Buchs (oder Briefs)? Wann wurde es abgefasst? Hat es einen Adressaten und lässt sich aus dem Text ein Anlass für die Abfassung erkennen? Was ist der historische Kontext (Zusammenhang)? – Versuche diese Fragen zunächst durch aufmerksames Lesen aus dem Bibeltext selbst zu beantworten. Erst wenn du damit nicht mehr weiterkommst, solltest du Hilfsmittel wie beispielsweise einen Bibelkommentar verwenden.

Warum ist das so wichtig? Stell dir nur einmal vor, ich würde dir an einem sonnigen, freundlichen Tag sagen, dass du dich freuen sollst. Das hat sicher eine andere Wirkung und möglicherweise auch eine andere Bedeutung, als wenn ich dir aus dem Gefängnis und unter Verfolgung schreiben würde, dass du dich freuen sollst. Die Aussage bleibt dieselbe, doch ihr Kontext und ihre Einbettung in den historischen Zusammenhang bestimmen ihre Wirkung. Entdeckt also gemeinsam den Rahmen des Textes, damit ihr das geschriebene Wort in seiner ganzen Kraft und Wirkung wahrnehmen könnt.

3 Die Gattung des Textes bestimmen

Liest du ein Gedicht wie ein Sachbuch? Oder einen Brief wie einen Roman? Die Antwort liegt auf der Hand: nein – denn unterschiedliche Textgattungen wollen unterschiedlich gelesen und verstanden werden. Ein Sachtext spricht in der Regel von sachlich zu bestimmenden Verhältnissen und ist wortwörtlich zu verstehen. Ein Gedicht aber arbeitet mit Metaphern und anderen Stilmitteln, um seine Botschaft zu übermitteln. Niemand würde deshalb auf die Idee kommen, nach dem Hirtenstab Gottes auf dieser Erde zu suchen, obwohl dieser doch laut dem Psalmisten Trost bringt (Ps 23,4). Psalm 23 ist eben ein lyrischer Text, der seine Botschaft bildlich vermittelt. Anders zu lesen sind wiederum die detaillierten Ereignisse, die im Lukasevangelium von Jesus berichtet werden.

In der Bibel gibt es verschiedene Textgattungen: Lehrbriefe (wie der Römerbrief), historische Texte (wie 1. und 2. Chronik), lyrische Schriften (wie das Hohelied) und apokalyptische Texte (wie die Offenbarung). Jede dieser Gattungen hat Eigenarten, die bei der Auslegung zu berücksichtigen sind. Nehmen wir zum Beispiel die Offenbarung: Wer diesen apokalyptischen Text als Sachtext liest, wird zum Beispiel die dort angeführten Zahlen wörtlich nehmen und sich in mathematischen Verrenkungen verlieren. Damit schlittert der Ausleger aber an den eigentlichen Aussagen des Textes vorbei: Ohne das Bewusstsein, dass die Zahlen in der jüdisch-apokalyptischen Literatur symbolisch verwendet werden, verpasst er tiefere Wahrheiten, die mit mächtiger Symbolik vermittelt werden, um dem verfolgten Gottesvolk Gottes Perspektive aufzuzeigen und ihm Mut zuzusprechen.

Achtet daher auf die Gattung eures Textes! Dazu noch der Hinweis: Ein biblisches Buch muss nicht nur einer Gattung angehören. In den Evangelien lesen wir zum Beispiel, was Christus tatsächlich getan und gesagt hat. Gleichzeitig gibt es dort auch Gleichnisse, also bildhafte Erzählungen, die nicht wie historische Berichte gelesen werden dürfen, sondern durch Bilder ihre Botschaften vermitteln.

4 Achtet auf den Zusammenhang

Nichts ist dem unmöglich, der einen Bibelvers aus dem Kontext reißt! Zumindest wenn es um das Ergebnis seiner Auslegung geht. Wir neigen dazu, unsere eigene Meinung auf einen biblischen Text zu pressen. Das passiert oft unbewusst: Wenn ihr aber Gottes Wort effektiv in der Kleingruppe studieren wollt, solltet ihr versuchen, die ursprüngliche Aussage des Textes zu erkennen. Denkt immer daran, dass die biblischen Texte in einen Kontext eingebunden sind und nicht ohne Weiteres aus einem zusammenhängenden Text herausgerissen werden können.

Ein Beispiel: Hast du schonmal in deiner Kleingruppe die Bibelstelle aus Matthäus 18,20 zitiert, „denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen”? Damit wolltest du wahrscheinlich zum Ausdruck bringen, dass Jesus bei uns ist, wenn sich Gläubige versammeln. Doch ist das nicht die Aussage von Matthäus 18,20. Lies mal das ganze Kapitel: Im Kontext geht es nicht um einen Gottesdienst oder eine Ansammlung von Gläubigen. Vielmehr spricht der Text über das Thema der Zurechtweisung in der Gemeinde: Die Gläubigen haben danach die Vollmacht, eine Person, die an ihrer Sünde festhält, mit der Vollmacht Jesu aus der Gemeinde auszuschließen, auch wenn sie nicht nach der jüdischen Tradition mindestens zu zehnt sind. Dass Jesus bei uns ist, wenn wir uns versammeln, ist richtig, nur ist das eben nicht der Punkt, den Matthäus 18,20 deutlich macht.

Achtet auf den Kontext! Die Antworten auf die einleitenden Fragen (siehe Punkt 2.) können euch helfen, den historischen Rahmen des Textes zu erfassen und den euch vorliegenden Text besser zu verstehen. Nicht immer kann der Text eins zu eins in die Gegenwart übernommen werden. Ein Beispiel ist das Kopftuch-Tragen in 1. Korinther 11,5. Hier muss danach gefragt werden, welche Funktion und Bedeutung das Kopftuch in der damaligen Zeit hatte – und welche ewige Wahrheit im Text gelehrt wird.

Vergiss nicht, den Text, denn du mit deiner Kleingruppe studierst, im größeren Rahmen des ganzen Buches oder Briefes zu sehen. Fragt euch, welche Funktion der Abschnitt im gesamten Buch hat. Zudem steht jeder biblische Text im Kontext der ganzen Heiligen Schrift. Die Bibel legt man am besten mit der Bibel aus, da sie uns den ganzen Ratschluss Gottes für uns Menschen offenbart.

5 Hilfsmittel verwenden        

Gutes Material, das die Bibel als inspiriertes Wort Gottes anerkennt, kann dir und deiner Kleingruppe helfen, um die biblischen Texte besser zu verstehen. Frag gerne deine Pastoren nach guten Büchern oder Auslegungen. Gute Studienbibeln wie die Reformations-Studien-Bibel können dir auch weiterhelfen. Studienmaterial zu einzelnen Bibelbüchern kann dir helfen, mit deiner Kleingruppe systematisch durch ein biblisches Buch zu gehen. Empfehlenswert sind die Arbeitshefte von Verbum Medien.

 

Vieles könnte man hier noch erwähnen – weiteres Material für Kleingruppen haben wir hier für dich unter die Lupe genommen. Die Hauptsache ist, dass du mit deiner Kleingruppe Sehnsucht danach hast, Gott nahe zu sein und zu hören, was er sagt. Viel Freude beim gemeinsamen Erforschen und Studieren des Wortes Gottes!